Aragon: der Roman von Matisse (2003)
Text gelesen von Klaus Knuth
Kamera: Richard Dindo
Schnitt: Richard Dindo, Rainer M. Trinkler
Musik: César Franck, Quintette pour Piano & Cordes, gespielt von Gabriel Tacchino (Klavier) und dem Quatuor Athenaum-Enesco, disques Pierre Verany; V. Silvestrov, Sonate No. V, gespielt von Alexei Lubimov (Klavier), Ed. Erato-Warner Classics
Produktion: Lea Produktion, Zürich / Les Films d’Ici, Paris (Serge Lalou)
Finanzierung: Schweizer Fernsehen (Genf) / Werner Merzbacher / Alfred Richterich / Bibliothèque du Livre, Paris / Mezzo, Paris / CNC (Centre National de la Cinématographie) / Procirep
Uraufführung: Schweizer Fernsehen (Genf)
52 min, Farbe
Der französische Schriftsteller Louis Aragon lebte mit seiner russischen Frau Elsa Triolet, selber Schriftstellerin, zwischen 1941 und 1942 im Exil und Versteck in Nizza. Er hatte den Maler Henri Matisse um eine finanzielle Unterstützung gebeten für die Herausgabe einer Widerstandszeitung. Während zwei Jahren besuchte Aragon Matisse fast täglich, führte lange Gespräche mit ihm und sah zu, wie gewisse seiner Gemälde und Zeichnungen entstanden.
Im Laufe der folgenden 30 Jahre schrieb Aragon an diesem Buch, in dem er in einer wunderbar genauen und poetischen Sprache jene zwei Jahre und seine Besuche beim „Meister“ hoch oben über Nizza, im „Regina Palast“, erzählt.
Wahrscheinlich der schönste Text, der je über einen Maler geschrieben worden ist.
Aragons Satz, dass ihm die Bilder von Matisse je älter dieser werde, desto schöner, desto optimistischer, desto lichtvoller erscheinen, las ich wie eine Offenbarung, als eine Art Versöhnung mit dem Alter und dem Bewusstsein, dass man als Kulturschaffender nie aufhören darf, kreativ zu sein.
Der ganze Text von Aragon drückt meine eigenen Gefühle Frankreich und der französischen Kultur gegenüber aus. Es enthält fast alles was ich in Paris, wo ich 1966 hingezogen bin und zum zweiten Mal geboren wurde, in 50 Jahren gesehen, gehört, erfahren und gelernt habe.
Die Sonate in A für Geige und Klavier von César Franck, die im Film mehrmals zu hören ist, enthält eines der Motive der „Sonate von Vinteuil“, von der Marcel Proust in seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ immer wieder schreibt, weshalb ich sie eingesetzt habe, und als eine „musikalische“ Erinnerung an meine eigene Gefühlswelt und Beziehung zur Sprache, die von Proust massgeblich geprägt worden ist.